Landesverband Baden-Württemberg
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Das Land Baden-Württemberg verfügt über eine lange Tradition ordnungspolitischer Maßnahmen auf dem Gebiet der Geriatrie. Krankenhausplanerische Initiativen zur Gesundheitsversorgung älterer Menschen reichen bis in das Jahr 1986 zurück. Mit dem "Geriatrie-Konzept Baden-Württemberg 1989", dessen Bestandteile für die stationäre Versorgung im Krankenhausplan desselben Jahres festgeschrieben wurden, hatte das Land bundesweit eine führende Rolle inne. Zwischenzeitlich galt der Aufbau einer flächendeckenden Versorgung mit abgestuften, untereinander vernetzten Leistungsangeboten in Geriatrischen Zentren (jeweils an den sieben Standorten der Maximalversorgung), Geriatrischen Schwerpunkten (je einer pro Stadt und Landkreis) und geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen als abgeschlossen. Teilweise wurden unvorteilhafte Strukturen bereits wieder zurückgebaut. Das ursprüngliche Geriatriekonzept wurde 2001 fortgeschrieben und 2014 vor dem Hintergrund der durch die DRGs veränderten Gesundheitslandschaft und fachlicher Weiterentwicklungen neu aufgelegt. Wie schon sein Vorgänger wurde auch der aktuelle Geriatrieplan unter Mitwirkung von medizinischen Experten, Politikern und Betroffenen erstellt.
Ziel des aktuellen Geriatrieplans ist eine wohnortnahe und nach dem Grundsatz "ambulant vor stationär" vernetzte und durchgängige geriatrische Versorgung. Kernelemente sind dabei neben der Akutmedizin (haus- und fachärztlich, Krankenhaus) und Rehabilitation (ambulant inkl. mobil, stationär) auch Prävention, Pflege und Palliation. Die wesentlichen Inhalte dieses Geriatriekonzepts sind:
- Vermehrte Nutzung der Möglichkeiten der Prävention zum Erhalt der größtmöglichen Autonomie der älteren Menschen sowie Aufbau und Nutzung von Nachsorgeangeboten
- Flächendeckendes Angebot altersgerechter Akutmedizin einschließlich der gerontopsychiatrischen Behandlung
- Pragmatischer Zugang zu den Rehabilitationsangeboten für alte Menschen mit dem Ziel "Rehabilitation vor Pflege"
- Vernetzung und Kooperation der Einrichtungen und Dienste vor Ort, um eine lückenlose Versorgungskette zu schaffen
- Sicherstellung der Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Versorgungstrukturen
- Weiterentwicklung der Aus-, Fort- und Weiterbildung in Geriatrie für ärztliche, therapeutische, pflegerische und soziale Berufe
Generell wird im Sinne des Patientenwohls und einer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit eine Dezentralisierung der Versorgungsstrukturen zugunsten kleiner, wohnortnaher Netzwerke angestrebt. Dabei nimmt der "Geriatrische Schwerpunkt", der nur in Baden-Württemberg zu finden ist, eine zentrale Stellung ein. Er zeichnet sich dadurch aus, dass unter Leitung eines Facharztes mit Zusatzbezeichnung Geriatrie ein multiprofessionelles Team (Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Pflege, Sozialarbeit) arbeitet. Die Geriatrischen Schwerpunkte sollen als zentrale Ansprechpartner für geriatrische Fragestellungen, Aufgaben und Probleme in ihrem Stadt- und Landkreis zur Verfügung stehen und können bei der Etablierung neuer Strukturen beratend bzw. organisatorisch eingebunden werden. Zu den besonderen Aufgaben zählen:
- Unterstützung der Krankenhäuser bei der Verankerung von Prozessen zur Identifikation des geriatrischen Patienten, beim Screening sowie bei der Etablierung von geriatrischem Konsil
- Organisation von Fallkonferenzen und Fortbildung für alle an der Versorgung geriatrischer Patienten Beteiligten
- Erschließung des weiteren Versorgungsnetzes
Die Geriatrischen Zentren nehmen zusätzlich zu den Aufgabengebieten der Geriatrischen Schwerpunkte auch originäre therapeutische Aufgaben wahr und verknüpfen Behandlung, Ausbildung und Forschung. Sie sind Referenzzentren für die Geriatrischen Schwerpunkte in der Region.
Während die umfassenden Ausführungen des Landesgeriatriekonzepts von 1989 keine Präferenz zugunsten akutstationärer oder rehabilitativer Versorgungsformen erkennen lassen, wurde die Versorgung geriatrischer Patienten in Baden-Württemberg in der Vergangenheit überwiegend in Rehabilitationseinrichtungen erbracht. In jüngster Zeit etablieren sich jedoch zunehmend auch geriatrische Strukturen in den Krankenhäusern. So gehen zunehmend mehr Träger von Allgemeinkrankenhäusern dazu über, für die Behandlung geriatrischer Patienten spezielle Einheiten einzurichten, vor allem an Standorten der Geriatrischen Schwerpunkte. Dabei steht es in der Organisationshoheit der Krankenhausträger, die nach ihrem Ermessen erforderlichen Einheiten zu bilden. Dies kann in Form von eigenständigen Abteilungen, teilweise als Bestandteil einer anderen Fachabteilung, beispielsweise der Inneren Medizin, jedoch auch als interdisziplinäre Einheit mit der Traumatologie oder der Gerontopsychiatrie geschehen, was aus Sicht der Geriatrie versorgungspolitisch kritisch zu bewerten ist.
Ansprechpartner:
Vorsitzende r
AGAPLESION BETHANIEN KRANKENHAUS
Tel.: 06221 / 3191 - 501
E-Mail:
Stellv. Vorsitzende r
BaWi Med. Gesellschaft für Geriatrie mbH
Tel.: 07081 / 931 - 416
E-Mail: