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Lage der geriatrischen Reha in Bayern ist symptomatisch für bestehende Versorgungslücken bundesweit

VERÖFFENTLICHT:

Bundesverband Geriatrie: Politik muss die Umsetzung des im SGB V verbrieften Rechts auf geriatrische Rehabilitation jetzt absichern

In einer kritischen Situation sieht der Bundesverband Geriatrie die geriatrische Rehabilitation in Deutschland. Jahrelange Unterfinanzierung, die Herausforderungen der Corona-Pandemie sowie gestiegene Kosten durch Energiepreise plus Inflation bringen das bewährte Versorgungssystem aktuell wirtschaftlich ins Wanken. „Wie jüngst in den Medien berichtet, haben in den letzten 18 Monaten verschiedene Kliniken in Bayern den Betrieb eingestellt, ihre Leistungen deutlich herunterfahren müssen oder sie stehen vor der Schließung“, fasst Geschäftsführer Dirk van den Heuvel die Fakten zusammen. „Diese grundsätzliche Entwicklung ist nicht auf Bayern beschränkt, aber hier zeigt sich die Dramatik aktuell besonders deutlich. Dieser Trend muss bundesweit aufgehalten werden, da ansonsten die Versorgung in Deutschland nicht mehr sichergestellt ist.“

Geriatrische Versorgung in Gefahr

Der Bundesverband Geriatrie vertritt bundesweit insgesamt ca. 400 Kliniken für Geriatrie sowie geriatrische Rehabilitationskliniken mit über 23.000 Betten beziehungsweise Behandlungsplätzen. Circa zwei Drittel der Reha-Einrichtungen konnten in den letzten anderthalb Jahren in den Verhandlungen mit den Krankenkassen keine Erhöhung ihrer Vergütungssätze erzielen. Gleichzeitig verzeichnen fast drei Viertel der Einrichtungen in diesem Jahr (nahezu) Vollauslastung. Entsprechend haben fast 90 Prozent der Einrichtungen Wartezeiten für die Aufnahme neuer Patientinnen und Patienten, die u. a. nach einem Krankenhausaufenthalt dringend eine Anschlussheilbehandlung benötigen. Dies führt nicht nur zu einer Unterversorgung, sondern wirkt sich auch negativ auf die Abläufe in den Krankenhäusern aus, da keine sachgerechte Entlassplanung mehr möglich ist.

Im Jahr 2000 wurde im SGB V der Rechtsanspruch auf medizinische Rehabilitationsleistungen verankert, in den folgenden Jahren insbesondere für die Geriatrie konkretisiert und der Zugang bewusst erleichtert. Die Inanspruchnahme dieses Rechtsanspruchs scheitert aber in der Praxis bereits heute immer öfter an fehlenden Kapazitäten. Diese Errungenschaften dürfen nicht kurzsichtigen wirtschaftlichen Überlegungen preisgegeben werden, denn hochbetagte Menschen profitieren von der geriatrischen Rehabilitation, weil sie Pflegebedürftigkeit verhindert bzw. vermindert. Deshalb fordert der Verband auch angesichts der älter werdenden Babyboomer-Generation, das wohnortnahe Angebot mobiler, ambulanter, teilstationärer sowie stationärer Rehabilitation flächendeckend entsprechend zu erhalten bzw. auszubauen und die notwendige Finanzierung zu gewährleisten.

Politik muss nachhaltig aktiv werden

Doch derzeit ist das Gegenteil der Fall, wie die Lage im Freistaat beispielhaft zeigt. Ein Runder Tisch mit dem bayrischen Gesundheitsminister und allen Beteiligten im Frühjahr blieb ohne substanzielles Ergebnis, die sogenannten Härtefallhilfen der Bayerischen Landesregierung vom Mai sind allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Vielmehr benötigen die Einrichtungen konkrete Unterstützung durch die Politik, um ihren Fortbestand langfristig zu sichern, das Angebot entsprechend der Nachfrage aufrechtzuerhalten bzw. aufzustocken sowie die Wartezeiten der Patientinnen und Patienten zu reduzieren. Van den Heuvel: „Die Vergütungssätze müssen endlich an die tatsächlichen Kosten angepasst werden, damit der Rechtsanspruch auf geriatrische Rehabilitation nicht zu einem reinen politischen Programmsatz verkommt. Nur auf diesem Weg lassen sich vorhandene sowie absehbare Versorgungslücken nachhaltig vermeiden bzw. wieder schließen.“

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