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Ärztliche altersmedizinische Kompetenz darf nicht zum Flaschenhals werden

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Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Geriatrie: Neu gewählter Vorstand fordert verbesserte Voraussetzungen für altersmedizinische Aus- und Weiterbildung

Die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Geriatrie sieht die notwendige Verfügbarkeit altersmedizinischer Kompetenz gefährdet. Bei seiner Jahrestagung am 23. und 24. April gab der Verband der Sorge Ausdruck, dass die Geriatrie an diesem Punkt für die kommenden Herausforderungen nicht ausreichend gerüstet ist. Die Gründe: Der Versorgungsbedarf der Klientel wird aus demografischen Gründen deutlich wachsen, während die absehbare Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation bei den praktizierenden Altersmedizinern ebenfalls verstärkt zum Tragen kommt. „Gleichzeitig werden weniger jüngere Ärztinnen und Ärzte mit einschlägigen geriatriespezifischen Weiterbildungen nachrücken“, betont der neue Vorstandsvorsitzende Dr. Mark Lönnies.

Mehrere Engpässe absehbar

Aus fachlicher Sicht lässt sich die Kompetenz im geriatriespezifischen Behandlungsteam nur mit einer ausreichenden Anzahl an Altersmedizinerinnen und -medizinern sicherstellen. Hinzu kommt, dass im Rahmen der Krankenhausreform auf allen neu definierten Versorgungsleveln geriatrische Kompetenz regelhaft erforderlich sein wird. Zudem sollte eine entsprechende Leistungsgruppe das gesamte Behandlungsspektrum der stationären altersmedizinischen Versorgung abdecken. Lönnies: „Ein erster ‚Testfall‘ wird sein, wenn 2027 die derzeit noch bestehenden Ausnahmeregelungen zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur (QSFFx-RL) auslaufen. Hier darf es nicht zu einem Engpass kommen.“

Dabei zeigt die Altersverteilung der in der Geriatrie praktizierenden Ärztinnen und Ärzte ein alarmierendes Bild, wie das Weißbuch Geriatrie verdeutlicht: Im zeitlichen Verlauf zwischen 2019 und 2021 waren sie zwischen 40 und 60 Jahre alt. Analog dazu hat die Zahl der über 50-Jährigen zwischen 2019 und 2021 zugenommen. Zugleich waren die Zahlen der unter 40-Jährigen im identischen Zeitraum tendenziell rückläufig. „Derzeit erheben wir gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie weiterführende aktuelle Daten u.a. zu Altersstruktur, Arbeitssituation, Ausbildung sowie Tätigkeitsfeldern des ärztlichen Personals“, sagt Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer Bundesverband Geriatrie. „Aber offen gesagt erwarten wir keine Entwarnung hinsichtlich der zukünftigen Verfügbarkeit.“

Geriatriespezifische Ausbildungsoffensive dringlich

Angesichts dieser großen Herausforderung müssen auf struktureller Ebene die bestmöglichen Voraussetzungen für die Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Altersmedizin geschaffen werden, fordert Lönnies: „Anders ist die notwendige Ausbildungsoffensive nicht zu bewältigen. Die zukünftigen Herausforderungen des gesamten Gesundheitssystems werden ohne die Altersmedizin nicht lösbar sein.“ Dafür müsse über die entsprechende Krankenhausplanung ein direkter Zugang zu den Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Geriatrie geschaffen werden. Ein „Rotationsmodell“ über die Level hinweg werde dieser Anforderung nicht ausreichend gerecht, denn dieses sei in der Praxis nur parallel zu einer begleitenden Ausbildungsreform zielführend denkbar – was eine größere Umstrukturierung der Berufsordnungen bedeuten würde. „Letztlich“, so Lönnies, „muss es möglich sein, im neuen Krankenhaussystem einen Facharzt für Geriatrie ohne strukturelle Hürden zu realisieren.“

Neuer Vorstand aus unterschiedlichen Professionen

Bei der turnusgemäßen Vorstandswahl gab Dr. med. Michael Musolf nach drei Jahren aus Altersgründen das Amt an seinen bisherigen Stellvertreter ab. Dr. rer. medic. Mark Lönnies, Geschäftsführer der Christophorus Trägergesellschaft mbH Coesfeld, ist nun neuer Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Geriatrie. Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden wählte die 34. Mitgliederversammlung Dr. med. Michael Jamour, Chefarzt des Gesundheitszentrums Ehingen, der dem Vorstand bisher als Beisitzer angehörte. Zudem wurden durch die Verbandsmitglieder fünf Beisitzerinnen und Beisitzer bestimmt:

  • Dr. Jochen Heckmann, Ärztlicher Direktor Geriatrische Fachklinik Rheinhessen-Nahe in Bad Kreuznachmed
  • Dr. Antje Kloth, Chefärztin am Tessinum Therapiezentrum für Geriatrie und Schlaganfall in Tessin
  • Pflegewirtin (FH) Andrea Kuphal, Leiterin Unternehmensentwicklung am DIAKOMED Diakoniekrankenhaus Chemnitzer Land in Hartmannsdorf
  • Simone Spieler, Geschäftsführerin der Geriatrie-Kliniken Sonthofenmed
  • Dr. Ariane Zinke, Chefärztin am St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus in Ludwigshafen.

Somit sind auch nach dieser Wahl wieder Verwaltungsleitung, ärztliche Leitung plus pflegerische Leitung im Vorstand des Bundesverbands Geriatrie vertreten. „Diese Mischung unterschiedlicher Professionen hat sich in der Zusammenarbeit seit Jahren bewährt und ist in dieser Art einzigartig im deutschen Gesundheitssystem“, so Lönnies.

Der neu gewählte Vorstand des Bundesverbandes Geriatrie: Dr. Antje Kloth, Andrea Kuphal, Simone Spieler, Dr. Michael Jamour, Dr. Marc Lönnies, Dr. Jochen Heckmann, Dr. Ariane Zinke (von links nach rechts). © Bundesverband Geriatrie

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